PROJEKT

Nemory – ein Zeitzeug:innen-Projekt

Begegnung und Interview

Nemory ist eine Zusammensetzung der Wörter Nemo (wie Kapitän Nemo) oder auch Neo (wie Neu) und Memory (einmal Erinnerungen und auch das Spiel Memory). Wir begeben uns auf eine Art Forschungsreise zu den Erinnerungen der Zeitzeug:innen, dabei werden wie beim Memory-Spiel Erinnerungskärtchen aufgedeckt und in dem Zusammenbringen der verschiedenen Generationen Paare gebildet. 

 

Im ersten Teil unseres Projektes „Nemory“, welches im November 2021 in Kooperation mit dem Wohnstift Rabenkopfstraße in Freiburg gestartet ist, begegneten sich Jugendliche und Zeitzeug:innen des Nationalsozialismus.

Die Senior:innen wurden von den 14- bis 19-Jährigen interviewt – alle Gespräche wurden von unserem Kamerateam gefilmt und später transkribiert. Es ging um Fragen über das Leben als Kind oder Jugendliche:r zur Zeit des Nationalsozialismus, was hielt die Menschen damals am Leben, welche Überlebensstrategien gab es, wo waren Unterschiede zu heute oder gab es gar Besseres?


Im Zuge unserer Zeitzeig:innen-Recherche lernten wir auch Hr. Vogt kennen, der uns sein Kriegstagebuch zur Verfügung stellte. Wir danken an dieser Stelle ganz herzlich dafür, dass wir sein Tagebuch im Originaltext (etwas gekürzt) veröffentlichen dürfen. Den Text finden Sie hier:


> Kriegstagebuch

Bühnenperformance und Dokumentarfilm

Im weiteren Verlauf und nach den geführten Interviews mit den Senior:innen wurde in regelmäßigen Treffen eine Bühnenperformance entwickelt, die am 29.5.22 im Wohnstift Freiburg und am 01.6.22 im Haus der Jugend (Freiburg) aufgeführt wurde. 

 

Aus den Erzählungen der Zeitzeug:innen entstanden kleine Szene, Installationen und Podcasts, die dem Publikum individuell Erlebtes durch die Augen der jugendlichen Interviewer:innen näher bringen sollte und im besten Fall viel Gesprächsstoff innerhalb der Generationen und zwischen den Generationen bieten sollte. Die beiden Aufführungen fanden ein begeistertes Publikum (alle Altersgruppen waren vertreten) und im Anschluss an die Vorstellung im Haus der Jugend kam die Projektgruppe mit den Zuschauer:innen in ein anregendes Gespräch.

 

Petra Gaus, Britta Büttner, Raimund Schall und Joe Killi begleiteten und coachten hierbei die Jugendlichen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Das ganze Projekt wurde mit der Kamera begleitet, so dass parallel eine filmische Dokumentation entstanden, Joris Bürger, ein Jugendlicher aus der Gruppe ist mitverantwortlich für die Filmproduktion. Gemeinsam mit Joris wurden die Interviews geschnitten, um am Ende einen Film mit den Zeitzeug:innen-Erzählungen zu haben, der an verschiedenen Orten gezeigt werden soll (in Senior:innenbegegnungsstätten, Schulen, Volkshochschulen, ...). Der Film soll „Gesprächstüren“ für einen weiteren Austausch öffnen und helfen Barrieren abzubauen und bei der jüngeren Generation Interesse wecken.

Projekt, Interesse und Zukunft

Schon die beiden Aufführungen haben Interesse geweckt und den Austausch der Generationen gefördert. Weitere Gespräche und Interviews mit Zeitzeug:innen der NS-Zeit als Format mit pädagogischer und historischer Relevanz können nun dank der Förderung der Rolf-Böhme-Stiftung der Sparkasse geführt werden. Diese werden wieder filmisch dokumentiert werden und sollen dann themenbezogen im Unterricht verwendet werden können. Eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum Nationalsozialismus Freiburg ist fest geplant. 

 

Während unsere Intention zu Beginn des Projektes „Nemory“ vor allem darin bestand, Zeitzeug:innen des Nationalsozialismus mit jungen Menschen zusammenzubringen und deren Geschichten als Performance auf der Bühne zu zeigen, stellen wir nun fest, dass die beidseitige Wertschätzung sowie das historische „Verstehen-wollen“ auf Seiten der Jugendlichen einen großen Stellenwert eingenommen hat. Eine unsichtbare Mauer scheint in den Gesprächen gebrochen zu sein: es darf gefragt werden, es darf erzählt werden, um die Vergangenheit besser verarbeiten zu können. Jede Biografie bekommt auf diese Weise eine neue Bedeutung und die unterschiedlichen Generationen kommen in Kontakt miteinander.


Immer wieder wird auf der Seite der Senior:innen der Wunsch geäußert, dass das Geschehene nicht vergessen werden darf (vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse innerhalb von Europa ist dies besonders wichtig), und die Jugendlichen bestätigen, dass sie sich auch aus diesem Grund für dieses Thema interessieren.


Die kürzlich veröffentlichte „Memo-Studie“ der Stiftung EVZ (Erinnerung, Verantwortung, Zukunft) hat bestätigt, dass vor allem die Zeit des Nationalsozialismus und des 2. Weltkrieges vor allem bei jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren auf sehr großes Interesse stößt, mehr als jede andere Epoche der Vergangenheit! Die meisten jungen Menschen interessierten sich bei der Befragung für die Rolle der „unbeteiligten“ bzw. nicht verfolgten deutschen Bevölkerung. Das bestärkt uns darin, auf jeden Fall das Projekt fortzusetzen auch in Kooperation mit Freiburger Schulen. Die Max Weber Schule ist bereits als Kooperationspartner dabei.

Aktuelles und Termine

Wir berichten regelmäßig über Aktuelles, kommende Aufführungen, Filme und Premieren. Termine, Orte, Tickets und/oder Anmeldung finden Sie hier:

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